„Ich habe im Gehen geträumt“…

… sagte dereinst schon Franz Grillparzer, als er durch den Tatzmannsdorfer Kurpark
mit altem Baumbestand und „vielen Eichhörnchen“ lustwandelte. Seit damals hat sich viel verändert. Wir gehen auf Spurensuche – und auf spannende Entdeckungsreise.

Die Sonne steht schon schräg. Wärmt aber immer noch – hier im Südburgenland. Bunte Blätter spielen Fangen.
An einem Ort, wo bereits im 17. Jahrhundert eine natürliche Quelle Prominente anzog, die sich hier ein „Kurstelldichein“ gaben. Später trafen sich im sanften Hügelland rund um Bad Tatzmannsdorf Rittmeister Carl Vaugoin, Lily Strauß (zweite Ehefrau von Johann Strauß) oder Franz Grillparzer regelmäßig im Südburgenland. Genossen Ruhe und Entspannung bei ausgedehnten Spaziergängen.

Gönnten sich das wertvolle Wasser. Und mitunter Moor – den größten Schatz hier überhaupt. So darf auch ich eintauchen in das „Schwarze Gold“. Nackt auf einer Liege drapiert, kommt der Therapeut mit einem Kübel voll heißem Moor (46 Grad!). Das – in meinem Fall – auf Rücken und Schultern verteilt wird. Eingepackt wie ein Baby, dampfe ich dann 15 Minuten lang vor mich hin. Danach heißt’s ab in die Dusche.

Und Wissen tanken, denn, so Doktor Tobias Conrad, ärztlicher Leiter der Kuranstalt, der soeben sein Buch „Schau gut auf dich“ veröffentlich hat: „Unser Moor, das hier seit über 100 Jahren gestochen wird, ist einmalig in seiner komplexen Zusammensetzung mit therapeutischer Wirkung.“Bis zu 30 Kilogramm werden für eine Behandlung verwendet. Gelenke, Sehnen, Bänder und Muskeln sowie Beschwerden nach Operationen ganz gezielt behandelt. Nach der Therapie wird die „schwarze Erde“ ins Moor zurückgebracht. Und nach einer Regenerationsphase wieder verwendet.

Weiter geht’s ab ins Champagnerbad. (Die Wege in den Hotels sind weit und etwas verwirrend – zumindest für mich. Kompass und Proviant daher empfehlenswert.) Das Heilwasser, das aus der Tiefe sprudelt, urkundlich erstmals 1621 erwähnt wurde, zählt schon seit jeher zu den wertvollsten Bodenschätzen in Bad Tatzmannsdorf. Das Wasser, welches aus zwei Quellen gewonnen wird, wirkt gegen Durchblutungsstörungen, ist kohlensäurehaltig. Sanft plätschern wir dahin – schauen den Bläschen entspannt beim Prickeln zu.

Champagner in echt gibt’s dann später an der Bar vom Reduce Vital Hotel. Ein Hotel, das seinen Gästen nicht nur ein höchst abwechslungsreiches Abendprogramm bietet. So darf man etwa wählen zwischen Jazz Gitti und her Disco Killers oder Panflötenkonzert in der Kirche.

Zeit für Kulinarik. Unsere Gruppe wandert – begleitet von Everybody’s Darling „Unit“ meinem schwarzen Labrador, in den antiken Arkadenhof. Ursprünglich wie nur etwas, da alte Bausubstanzen, wie sie nur im Südburgenland vorkommen, verwendet wurden, darf man hier auch ein Freilichtmuseum besuchen.
Wir aber tauchen ein in die gute Stube. Schwarze, jahrhundertealte Balken, „die sicher viele Geschichten erzählen könnten“, wie Tourismus-Chef Dietmar Lindau schmunzelnd erzählt.

Und dann geht es auch schon los mit der bekannten burgenländischen Gastfreundschaft. Wirt Gerald Horwath bringt kalte Platten in üppiger Opulenz, gefüllte Langos, die intensiven Knoblauchduft verströmen, dazu gut gekühlten Uhudler. Dann kam die eigentliche Sensation: Schweinsbraten in großen alten Pfannen serviert mit knuspriger Kruste, viel dunklem Bratensaft, Kraut und Semmelknödel.
Das Schweigen beim Essen wird dann von einem einzigen Satz eines Kollegen durchbrochen: „Es schmeckt wie bei der Oma.“

Am nächsten Tag teilt sich unsere Gruppe. Die „Sportlichen“ nehmen ein E-Bike. Die anderen wählen die Pferdekutsche. Kutscher Werner Kurz und seine „Co-Pilotin“ Isa Nemeth führen die zwei Haflinger, die im flotten Trab die Landschaft durchpflügen.

Nebelschwaden tunken die Kutsche in diffuses Licht – bevor die Sonne durchbricht. Letzter Einkehrschwung bei Bio-Bauer Deutsch. Dann heißt es auch schon wieder Abschied nehmen vom Südburgenland – einer Landschaft, in der man beim Gehen träumen kann.

Den Artikel von Ingrid Altermann (Text) & Reinhard Holl (Fotos), der am Sonntag, den 3. November 2019 in der Krone Bunt erschien, können Sie hier nachlesen: Link

 

 

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