“Höher, schneller, weiter!”,

so lautet die Maxime unserer Zeit. Diese Leistungsorientierung führt dazu, dass selbst meditative Techniken oftmals nur als Stimulus zum Erreichen eines bestimmten Ziel eingesetzt werden. Im schlimmsten Fall wird Meditation sogar dazu missbraucht, die aus ihr gewonnene Energie in eine negative Richtung zu lenken. Doch so eine falsch verstandene Zielorientierung geht am wahren Wesen der Meditation vorbei.

Die Meditative Medizin, wie ich sie Dir hier nahe bringen möchte, beschränkt sich jedoch nicht darauf, Dich für das Erreichen Deiner Ziele fit zu machen. Stattdessen geht es um eine tief greifende Transformation des Inneren.

Meditation dient einer Veränderung der Qualität des eigenen Grundantriebes. Dies beinhaltet aus meiner Sicht die Entwicklung von inneren Qualitäten im Sinne der klassischen Tugenden Weisheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit/Mut und Gelassenheit/Mäßigung. Wenn wir diese vier Qualitäten um die Liebe ergänzen, wird die Sache meiner Ansicht nach perfekt!

Kein erneutes Leistungsstreben

Wenn ich von “klassischen Tugenden” spreche, möchte ich keineswegs moralisieren. Denn all die oben genannten Tugenden betrachte ich als wichtige Teilaspekte einer allgemeinen Achtsamkeit. Und die Förderung der eigenen Achtsamkeit ist ein Hauptziel der Meditativen Medizin, denn mit jeder auf solch einer Achtsamkeit basierenden Handlung stärken wir auch unser Immunsystem und somit unsere körperliche Gesundheit.

Wichtig finde ich dabei jedoch, nicht erneut in die Falle eines inneren Zwangs im Sinne von “Höher, schneller, weiter!” zu tappen, indem wir die Verwirklichung aller dieser Tugenden als unsere neues Leistungsziel definieren. Stattdessen geht es darum, uns als Menschen zunächst als nicht perfekte Wesen zu akzeptieren. Dies führt zu Entspannung statt Anspannung. Und Entspannung ist die beste Basis, um es mit der Entwicklung der Tugenden zu versuchen. Deshalb müssen wir uns auch nicht gleich mit allen Tugenden auf einmal auseinandersetzen. Weit besser finde ich es, sich zunächst auf die eine oder andere Tugend zu konzentrieren, die wir gerade als ein wichtiges Thema für uns sehen.

Die Aktualität alter Tugenden

Doch welche konkrete Bedeutung haben die klassischen Tugenden Weisheit, Gerechtigkeit, Mut/Tapferkeit und Gelassenheit/Mäßigung in unserem modernen westlichen Kontext? Vielleicht denkst Du an dieser Stelle, dass diese Begriffe in der heutigen Zeit doch reichlich angestaubt klingen. Ich finde jedoch, dass diese Qualitäten gerade in unserer chaotischen und stressigen Zeit brandaktuell sind. Wir müssen diese möglicherweise leicht antiquiert klingenden Begriffe bloß auf unseren heutigen Alltag übertragen:

So sehe ich in Weisheit beispielsweise die Fähigkeit, in schwierigen Situationen möglichst wirklichkeitsnahe Entscheidungen zu treffen. Tapferkeit können wir übersetzen in den Mut, uns mit unseren Ängsten zu konfrontieren und trotz dieser Ängste neue Wege zu beschreiten. Gerechtigkeit kann bedeuten, im Urteil über uns selbst und anderen mehr Milde an den Tag zu legen. In Mäßigung finde ich das Streben um das Finden unserer eigenen Mitte.

Die Liebe ist sowieso der Joker, da sie alle anderen Tugenden mit einschließt.

Dabei erlebe ich bei meinen Patientinnen und Patienten immer wieder die große gesundheitsfördernde Wirkung davon, sich selbst sowie anderen Menschen und allen Wesen und der Welt liebevoller zu begegnen.

Aus meiner persönlichen Erfahrung über die letzten 20 Jahre Praxis heraus kann ich sagen, dass die Meditation erst durch die Integration der Tugenden zu einer rundum erfreulichen Angelegenheit wird.

 

 

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