Empathietraining in der Badewanne

Ist bei Dir auch gerade so ein kaltes und trübes Wetter? Wenn es draußen so trist ist, wie aktuell bei mir, bleibe ich gerne bei mir Zuhause und mache es mir dabei richtig gemütlich. Was gibt es beispielsweise Schöneres, als eine feine Duftkerze anzuzünden und es sich mit einem guten Buch in der Badewanne bequem zu machen?

Inmitten hoher Schaumberge lässt es sich wunderbar in fremde Welten eintauchen. Aber das Beste an der Sache besteht darin, dass ich diese schönen Lesestunden sogar als ein wirkungsvolles Empathietraining bezeichnen darf. Warum das so ist, verrate ich Dir in meinem heutigen Blogbeitrag:

Per Buch in andere Köpfe hineinblicken

Die Fähigkeit sich in andere Menschen hineinzuversetzen beinhaltet die Möglichkeit zu einem geistigen Perspektivenwechsel. Dazu gehören Dinge, wie das Unterscheiden eines falschen von einem echten Lächeln und das grobe Verstehen des Denkens unseres Gegenübers anhand weniger Hintergrundinfos.

Ein Forscherteam um David Kidd von der New School for Social Research in New York fand in jüngerer Zeit heraus, dass sich derartige empathische Fähigkeiten sogar kurzfristig mithilfe des Lebens anspruchsvoller Literatur deutlich verbessern lassen.

Anton Tschechow schlägt Rosamunde Pilcher

Zu diesem Ergebnis kamen die Wissenschaftler anhand von verschiedenen Experimenten mit fast 700 Versuchsteilnehmern. Diese lasen zunächst in aller Ruhe entweder Sachtexte, Ausschnitte aus literarischen Werken etwa von Anton Tschechow oder Ausschnitte aus Unterhaltungsromanen à la Rosamunde Pilcher.

Anschließend absolvierten alle Leser eine Reihe von Tests zu Einfühlungsvermögen und mentalem Perspektivenwechsel. Jene führten zu dem erstaunlichen Ergebnis, dass die Literaturleser emotionale Gesichtsausdrücke akkurater erkannten und zudem besser erschließen konnten, woran die Hauptfigur eines kleinen Films gerade dachte.

Komplizierte Menschen in der Literatur und im Leben

Aber warum wurden diese Fähigkeiten nicht von jeder Art von Romanen gefördert? Hierzu bemerken die Wissenschaftler, dass die Welt der Literatur – wie im echten Leben – voller komplizierter Individuen steckt, deren innere Zustände nicht leicht zu entschlüsseln sind, und die deshalb unser Denkvermögen herausfordern.

Darüber hinaus spiele “hohe Literatur” im Gegensatz zu reinen Unterhaltungsromanen stärker mit verschiedenartigen stilistischen Mitteln und ließe den Leser oftmals über die tiefere Motivation der Protagonisten im Ungewissen. Somit muss sich der Leser selbst überlegen, was in diesen Figuren vor sich gehe. Auch dies trainiere die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen.

Literaturkurse für Gefängnisinsassen und Ärzte

Diese Empathie fördernde Kraft des Lebens wird heute bereits in Form spezieller Literaturkurse genutzt. Damit wird beispielsweise das Mitgefühl von Gefängnisinsassen das Mitgefühl gefördert oder das empathische Handeln von uns Ärzten (auf äußerst unterhaltsame Weise) unterstützt.

Da liegt es Nahe, dass die Forscher auf die soziale Bedeutung des Literaturunterrichts in der Schule hinweisen auch. Als Nächstes wollen sie untersuchen, ob auch der Gang ins Theater oder ins Kino das Einfühlungsvermögen auf vergleichbare Weise stärkt.

Lesen und Meditieren verbessern das Einfühlungsvermögen

Ich finde, dass diese Ergebnisse sehr gut in den Rahmen des gesamtheitlichen Ansatzes des gesundheitlichen Ansatzes der Meditativen Medizin passen, den ich hier auf www.tobiasconrad.com behandle. Darin, dass wir uns Menschen in all unserer scheinbaren Widersprüchlichkeit und Komplexität anerkennen, sehe ich einen großen Wert.

 

 

4 Kommentare

  1. Ungewöhnlich, aber nett, dieser Artikel. Für das Empathietraining bei Kindern empfehle ich das gleichlautende Büchlein von Peter Jedlicka …

    Holger

  2. Wenn ich meine medizinische Fachliterartur in der Badewanne lese, kann ich mich allerdings auch in die betroffenen Personen hineinversetzen.
    Was ist hohe Literatur? “Buimnameva” würde ich dazu zählen, den Unterhaltungsroman “Dr. Dembski” auch.

    PS:Im 5. Absatz ist wohl gemeint: “Forscherteam… mit Hilfe des LEsENS anspruchvoller Literatur” oder bin ich zu weit vom LEBEN entfernt?

    Helmut Walter

  3. Lieber Tobias, es ist wunderbar wie Du über Empathie und Literatur schreibst!

    Leider haben viele junge Leute zu wenig Freude und Geduld an dieser Art von Literatur, sie würden sich viel leichter in ihren eigenen Gefühlen zurecht finden.

    Ich werde Deinen Artikel gerne auch an meine Klienten weitergeben….
    Liebe Grüße Suzanne

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